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Handeln üben im Rollenspiel

Das Rollenspiel sollte zum Abschluss der Nachbereitung erfolgen, nachdem alle anderen Unterrichtselemente erfolgt sind, und nachdem der Crash Kurs NRW für einige Zeit als Gesprächsthema der Studierenden dienen konnte.


Die Schüler kennen nun die typischen Ursachen für schwere Verletzungen im Straßenverkehr: Geschwindigkeit, Ablenkung, Drogen/Alkohol und fehlendes Angurten. Aber: Etwas zu kennen bedeutet nicht zwangsläufig, sich auch davor zu schützen. Wir beziehen uns hier auf das "Rubikon-Modell" von Heckhausen und Gollwitzer: Zum Einleiten einer konkreten Handlung gehört noch mehr als nur der Wunsch es zu tun, und das Wissen wie es getan wird.

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In diesem Rollenspiel sollen sich die Schüler in die Situation in einem Fahrzeug zwei Minuten vor dem tödlichen Crash versetzen. Die soziale Situation im Fahrzeug wird durch eine Grafik (Bild oben) allen Schülerinnen und Schülern dargestellt. Durch ein Gespräch mit den Eltern eines Unfallbetroffenen wissen wir, dass sich das Pärchen auf den vorderen Sitzen gestritten hat, als sie das Haus der Eltern verlassen haben. Jan und Marc sind dicke Freunde, und Marc würde Jan niemals öffentlich kritisieren, auch wenn er einen Fahrfehler macht. Steffi ist in einer sozial besonders ungünstigen Position: sie ist mit Marc erst seit zwei Wochen zusammen, und wird zum ersten Mal von der Gruppe abends mitgenommen. Meldet sie sich kritisch zu wort, riskiert sie einen schlechten Eindruck zu machen. Das ist jetzt irrelevant: Aller Insassen des Autos wurden bei einem nächtlichen Aufprall am Wochenende gegen einen Alleebaum getötet. 


Die Situation ist schwierig: Dies ist durch das Material vorgegeben. Trotzdem hätte jeder der vier Personen an Bord die Chance gehabt, rechtzeitig zu handeln und das eigene Leben zu schützen. 


In diesem Rollenspiel sollen die Schüler:

  • selbst und mit eigenen Ideen und Begriffen die Situation im Fahrzeug beschreiben. Die Situation im Fahrzeug soll ihre eigene Erfahrung und soziale Identität so gut wie möglich widerspiegeln - und nicht eine Rolle sein, die der Lehrer aufzwingt.
  • Selbst die vier Personen aussuchen, die tatsächlich die Rolle von Fahrer und Mitfahrer einnehmen.

Die folgenden Videos zeigen einen möglichen Verlauf des Rollenspiels. Vier Schüler*innen der Klasse sitzen in einer Anordnung, die der Position der Unfallopfer im Fahrzeug entspricht. Die Schüler*innen haben die Aufgabe, die letzten zwei Minuten im Fahrzeug vor dem tödlichen Unfall nachzuspielen.

Vorher wurde die Klasse in vier Gruppen geteilt. Jede Gruppe sollte sich für einen der Unfallbetroffenen gemeinsam eine Rollenbeschreibung überlegen. Was hat das Opfer gedacht? Was zu hören bekommen, was selbst gesagt? Welche Emotionen haben ihn oder sie in diesem Moment beherrscht? Es ist für Lehrkräfte in diesem Moment häufig erstaunlich, von welchen gefährlichen Situation die Schülerinnen und Schüler in dieser Phase aus eigener Erfahrung berichten.

Die Schülerinnen und Schüler entscheiden folgerichtig selbst, welche Mitschüler sich für welche Rolle am besten eignen. 

Der Fahrer in diesem Video hat ein Autorennspiel auf seinem Tablet oder Handy. Damit wird die erhebliche kognitive und emotionale Belastung eines Fahrers simuliert, der gleichzeitig ein schnelles Rennen fahren und sich mit seinen Mitfahrern auseinander setzen muss.

Nach zwei Minuten wird die Simulation angehalten. Moderiert vom Lehrer überlegen die Schülerinnen und Schülern eigene Wege, mit denen sie die Situation lösen können. Lösungen die von Schülerinnen und Schülern selbst kommen sind wahrscheinlich authentischer als von Polizei oder Lehrkräften vorgegebene Lösungen. Dennoch sollten die Lehrkräfte hier ihre Lebenserfahrung und ihren gesunden Menschenverstand einbringen.

Die Gruppe hat sich auf einen möglichen Ausweg aus der Situation geeinigt und spielt die Situation einmal durch, um die Lösung gemeinsam auf Plausibilität zu testen und Sicherheit zu gewinnen.