Die Akteure erzählen von Unfällen aus der Umgebung, die sie aus eigenem Erleben kennen. Zunächst wird dazu die Aufmerksamkeit der Zuhörerinnen und Zuhörer für das Thema gewonnen. Dies kann durch ein Foto, oder eine kurze Videosequenz geschehen. Dann treten die Akteure auf. So berichtet z.B. eine Notärztin: „Ich habe ihm Sauerstoff gegeben, ihn beatmet, eine Herzdruck-Massage durchgeführt, um den Kreislauf in Gang zu halten. Ich habe ihm Medikamente, Infusionen gegeben, eine Zeit lang versucht, ihn wiederzubekommen bis dann die Nulllinie im EKG erschien.“ Den Zuhörerinnen und Zuhörer wird ein Fenster in eine Realität geöffnet, die leider den Alltag vieler Menschen um uns herum bestimmt. Sie können emotional den Tod oder die schwere Verletzung eines Menschen miterleben, die Bedeutung der Folgen eines Verkehrsunfalls begreifen.
Ein Polizist, der zusammen mit der Todesnachricht persönliche Gegenstände (Handy und Mütze) überbringen musste, erzählt: „Ich bin zu der Anschrift hingefahren. Das Handy, das auf meinem Beifahrersitz lag, schellte. Die Frau oder Freundin des Verstorbenen hat angerufen. Und das war das Bedrückende an der Geschichte, was mir eigentlich auch nicht aus dem Kopf geht.“
Ein Notfallseelsorger beschreibt die Reaktionen der Angehörigen, die von lautem Schreien über Wut auf den Notarzt bis hin zur totalen Starre reichen: „Dass Vater und Mutter sich angucken und kein Wort sagen, sich nicht mal bewegen und dass das bis zu einer halben Stunde dauern kann, bevor sich dann ein unheimliches Leid ausbreitet...“
Wirkung erzeugt der persönliche Bezug zu den Unfällen. Das lässt niemanden kalt. Durch eigenes Erleben wirken die Akteure uneingeschränkt glaubwürdig, weil sie mit ihrer Schilderung authentisch sind. Dabei werden Botschaften transportiert: Wie kam es zu dem Unfall? Wie kam es zu den Unfallfolgen? Im Mittelpunkt der Aussagen stehen meistens die Ursachen Geschwindigkeit, Fahren unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen sowie das Nichtanlegen des Sicherheitsgurtes.
Die einzelnen Rollen:
Feuerwehr
Rollenbeschreibung:
Mit der Feuerwehr verbinden Schülerinnen und Schüler die Vorstellung klassischer Heldenfiguren, denen die Brände und Gefahren eines Unfallortes nichts anhaben können, und mit dessen Eintreffen am Unfallort die wesentlichen Probleme gelöst werden.
Der Auftritt der Feuerwehr kann diese Sicht zunächst bestätigen, muss in Zusammenspiel mit den anderen Akteuren aber deutlich machen, dass diese Sicht zu kurz greift. In die Gefahr, in die sich Menschen begeben, die sich nicht anschnallen und unangepasst schnell fahren, reicht der Schutz der Feuerwehr nicht. Hier hat ihre Macht eine Grenze. Vor allem aber sind die Probleme eines Unfalles
nicht mit dem Abrücken der Feuerwehr behoben.
Zu erwerbende Kompetenzen:
Die Schülerinnen und Schüler geben die Möglichkeiten und Grenzen eines Einsatzes der Feuerwehr wieder. Sie können die Gefahren aufzählen, denen Feuerwehrleute sich bei der Rettung von Unfallopfern aussetzen. Sie beschreiben die Grenzen der Sicherheitssysteme von Fahrzeugen mit Beispielen aus der Praxis der Feuerwehr.
Notärztlicher Dienst
Rollenbeschreibung:
Filmhelden benötigen häufig medizinische Versorgung durch Notärzte, sind spätestens in der nächsten Folge aber wieder einsatzbereit. Die Figur des Notärztlichen Dienstes soll sachlich, aber mit ungeschönten Bildern darstellen, dass die Rekonvaleszenz nach einem Unfall sehr langwierig sein kann, und dass häufig bleibende Behinderungen das weitere Leben einschränken. Junge Menschen reagieren empfindlich auf die Idee, dass Eingriffe in den eigenen Körper medizinisch notwendig sein können. Sie scheuen häufig einfache Blutentnahmen oder zahnärztliche Eingriffe. Der Notarzt kann transportieren, dass die Zeit nach einem Unfall voll ist mit unangenehmen aber notwendigen Eingriffen.
Zu erwerbende Kompetenzen:
Die Schülerinnen und Schüler geben im Unterrichtsgespräch die Möglichkeiten und Grenzen des notärztlichen Einsatzes wieder.
Sie beschreiben die Wirkung von Sicherheitssystemen (oder deren Fehlen) aus Sicht des Notarztes.
Sie äußern klar die Einstellung, den Einsatz des Notarztes nicht als „Option“ am Ende einer Fahrt zu sehen.
Polizei
Rollenbeschreibung:
Die Polizei ist häufig zuerst am Unfallort und versucht mit Ihren Mitteln den Betroffenen zu Helfen. Darüber hinaus sichert sie die Unfallstelle ab und Versucht Erkenntnisse zu gewinnen, was die Ursachen des Unfalls waren. Polizeibeamte verfügen daher über wesentliche Kenntnisse die helfen können, Unfälle zu vermeiden - falls man bereit ist, diese aus schlimmen Erfahrungen anderer gewonnenen Erkenntnisse ernst zu nehmen.
Zu erwerbende Kompetenzen:
Die Schülerinnen und Schüler können die 4 wesentlichen Unfallfaktoren Geschwindigkeit, Alkohol/Drogen und Telefonieren/ Ablenkung benennen und kennen die Gurtanschnallpflicht. (Merkregel: GGAA - Gurt, Geschwindigkeit, Alkohol, Ablenkung)
Sie wissen, dass Gruppendruck keine Ausrede ist, weil man für seine Handlungen als Autofahrer allein in der Verantwortung
steht.
Sie können die Gefahren beschreiben, z.B. aus welchen Gründen die Benutzung von Telefonen ohne Freisprecheinrichtung im Auto verboten ist.
Unfallbeteiligte und Angehörige
Rollenbeschreibung:
Wenn Feuerwehr und Notarzt ihre Arbeit getan haben, beginnt das eigentliche Leiden. Ein wichtiger Mensch fehlt plötzlich, oder er ist so schwer verletzt, dass er für lange Zeit kein Leben ohne Hilfe führen kann. Lebensentwürfe sind zerstört. Die Unfallbeteiligten und Angehörige machen deutlich: Man trifft nicht nur sich selbst mit einem Unfall, sondern auch seine Eltern und Freunde.
Zu erwerbende Kompetenzen:
Die Teilnehmer sollen beschreiben können, warum Unfälle nicht immer „die Anderen“ treffen, und wie ganz normale Menschen nach augenscheinlich kleinen Fahrlässigkeiten plötzlich zu Unfallverursachern werden.
Notfallseelsorge und Opferschutzbeauftragte
Rollenbeschreibung:
Ersthelfer, Notärzte und Feuerwehrleute verlassen die Bühne wieder, wenn die Unfallstelle gesichert und das Unfallopfer stabilisiert ist. Die Notfallseelsorge oder Opferschutzbeauftragte bleibt als Ansprechpartner für die Betroffenen. Dennoch hofft jeder, dass sein Einsatz in der eigenen Familie nie notwendig sein wird. Der Notfallseelsorger ist eine Rolle, die sich sehr gut dazu eignet den Faktor der sozialen Verantwortung zu beleuchten. Die zentralen Botschaften (1-4) aus seinem Mund werden möglicherweise zunächst von dem einen oder anderen Schülerinnen und Schüler belächelt; in Verbindung mit den Beiträgen von Feuerwehrleuten, Polizisten und Medizinern zeigt sich aber wie wichtig es ist, dass die Insassen eines Autos aufeinander Acht geben.
Zentrale Botschaften:
1. Achtet auf Euch, und achtet auf eure Freunde und Mitfahrer.
2. Achtet darauf, dass jeder angeschnallt ist.
3. Achtet darauf, dass der Fahrer sich auf das Fahren konzentrieren
kann.
4. Achtet darauf, dass die Fahrer weder Alkohol trinken noch
Dogen nehmen. Setzt niemanden unter Druck, der nicht fahren
kann oder will.
Zu erwerbende Kompetenzen:
Die Schülerinnen und Schüler können benennen, welche
Möglichkeiten und welche Verantwortung jeder einzelne Fahrer
und Mitfahrer im Auto hat, damit die Fahrt sicher zu Ende geführt
werden kann.
Einblicke aus einer Aufführung des Crash Kurs NRW zu Gast in Mecklenburg-Vorpommern